Corporate Social Responsibility ist die Verantwortung des Unternehmens für seine Auswirkungen auf die Gesellschaft. Unternehmen, die kein Gespür haben für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft und kein Sensorium für die Werte, die für die Gesellschaft relevant sind, gehen gravierende Risiken ein und gefährden so ihre eigene Zukunft. Sie benötigen daher ein eigenes Wertegerüst, das mit den gesellschaftlichen Werten kompatibel ist. Dem entsprechend fordert die Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände von den Führungskräften ein vorbildhaftes Verhalten:
„Um die eigene Zukunftsfähigkeit zu sichern, sind Unternehmen auch auf ethische Werte angewiesen. Führungskräfte haben dabei eine besondere Vorbildfunktion. Glaubwürdiges Wertemanagement fängt bei den Führungskräften, Unternehmern und Managern an. Nur wenn Werte in den Unternehmen auch gelebt werden, sind sie glaubwürdig und tragen.“ (BDA, 2011)
Doch was ist zu tun, wenn immer mehr nur noch als Spezialisten ausgebildete Mitarbeiter in die Unternehmen strömen, für die z.B. „alle nicht in Geld darstellbaren Werte [..] außer Acht“ bleiben (Sven Remer, 2008)? Und wie können die Führungskräfte bis zur Ebene des Unternehmensvorstandes ihre Vorbildfunktion ausüben, wenn sie schon kraft ihrer Ausbildung und ihres Karriereweges immer weniger Verständnis für gesellschaftliche Fragen mitbringen? Gefordert sind hier die Ausbildungsstätten wie auch die Unternehmen selbst, die sich dieser Herausforderung offensiv mit der Etablierung und Verwirklichung eines gesellschaftlich relevanten Wertekanons stellen sollten. Einen relevanten Beitrag zur dauerhaften Wertebildung im Unternehmen kann dabei auch das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen und seiner Mitarbeiter leisten.
Es sind jedoch nicht nur die Werte, die das Feld des gesellschaftlichen Engagements für Unternehmen interessant macht. Es ist auch die Arbeitswelt, die einem grundlegenden Wandel unterliegt, was die im Beruf geforderten Fähigkeiten und Kompetenzen angeht. Abbau von Hierarchien, Flexibilisierung der Arbeitsaufgaben, kontinuierlicher Wandel im Unternehmen, zunehmende Dienstleistungsorientierung und die Erfordernis, Wissen ständig weiter zu entwickeln, fordern heutzutage mehr als den Erwerb und die Anwendung von Fachwissen. Ebenso erfolgsentscheidend ist das Vorhandensein persönlicher und sozialer Kompetenzen und ihre Entwicklung. Die beruflichen Handlungskompetenzen werden in formalen und zu einem erheblichen Teil auch in informellen Lernprozessen erworben – in der unmittelbaren Auseinandersetzung mit beruflichen Anforderungen. Die Lernmöglichkeiten hängen von der konkreten Arbeits- bzw. Ausbildungsumgebung, den Merkmalen der Arbeitstätigkeit, dem Handlungsspielraum und der Komplexität der Anforderungen ab. Wenn es um die Entwicklung von Sozial- und Personalkompetenz geht, können sich diese Gegebenheiten im Betrieb als zu eng oder zu einfach erweisen. Daher bietet sich auch hier das gesellschaftliche Engagement als eine Sphäre an, in der für den Beruf und für das Unternehmen gelernt wird.
Was das konkret bedeutet, wie „Lernen in fremden Welten“ vonstatten gehen kann, beschreibe ich ausführlicher in meinem Buchbeitrag „Gesellschaftliche Unternehmensverantwortung und Personalentwicklung durch Engagement“, der kürzlich in dem folgenden Sammelband erschienen ist: Thomas Doyé (Hrsg.): CSR und Human Resources Management. Die Relevanz von CSR für modernes Personalmanagement. Berlin / Heidelberg (Springer) 2016